Wir danken den Organisatoren des Pogromgedenken in Walldorf, von der
Evangelischer Kirche und den Heimatfreunden, die unter dem Motto Erinnerung
schafft Zukunft am 09. November dazu aufriefen, an 1938 zu denken. Mehr als 160
Menschen fanden sich am Jüdischen Friedhof zusammen. Andy Herrmann sprach
anschaulich über die Geschichte des jüdischen Lebens in Walldorf. Die Gruppe zog
dann weiter in Richtung Hauptstraße. Immer wieder wurde Halt gemacht und die
Konfis der Evangelischen Kirchengemeinde legten an den Stolpersteinen in der Straße
Rosen nieder und stellten brennende Kerzen ab.
In über 500 deutschen Orten liegen sie bereits, die „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter
Demnig. Seit dem 2. Mai 2010 gehört auch Walldorf dazu mit sechs verschiedenen
Stellen im Walldorfer Zentrum mit zwanzig mit Messingtafeln beschlagenen
Stolpersteinen.
So unterschiedliche Namen, Geburtsdaten, Charaktere, Hoffnungen und Träume
Sigmund Bär, Ludwig Klein, Amanda Broder oder Nanny Weil gehabt haben mögen, so
einte sie doch ein schicksalsschweres Datum: der 22. Oktober 1940. An diesem Tag
wurden sie alle nach Gurs am Rande der Pyrenäen deportiert.
Als Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens wurden sie vom NS-Regime
verfolgt und später ermordet. Dieter Herrmann, der sich intensiv mit der Geschichte
dieser ehemaligen Walldorferinnen und Walldorfer beschäftigt hat, recherchierte das
Schicksal jedes einzelnen. Die Namen, Geburts- und Todesdaten finden sich nun auf
den zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatten wieder, die vor den letzten selbst
gewählten Wohnstätten dieser jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in den Boden
eingelassen wurden. Es seien „Stolpersteine für den Geist“, meint Gunter Demnig, der
1990 die erste Aktion zur Erinnerung an die Deportation von Sinti und Roma aus Köln
startete. Inzwischen hat er durch seine Aktionen über 12.000 Opfern des Nazi-Regimes
wieder einen Namen gegeben und die Erinnerung an sie wachgerufen. Das „größte
dezentrale Denkmal der Welt“ hat mit einhelliger Zustimmung des gesamten
Gemeinderats, seinen Weg nach Walldorf gefunden.
Der Antrag, Stolpersteine in Walldorf zu verlegen, kam von der Fraktion Grüne und
datiert übrigens vom Dezember 2005:
Antrag:
Die Stadt Walldorf beteiligt sich an der „Aktion Stolpersteine“ und finanziert die
Verlegung von Stolpersteinen des Künstlers Gunter Deming in Walldorf. Mit der
Verlegung von Stolpersteinen wird dazu beigetragen, die Erinnerung an die unter der
Nazi-Herrschaft verfolgten Bürgerinnen und Bürger Walldorfs wach zu halten und
überall in der Stadt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit begreifbar zu
machen.
Begründung:
Die „Aktion Stolpersteine“ hat hohe Symbolkraft für die Auseinandersetzung mit der
Nazi-Vergangenheit. In zahlreichen Großstädten Deutschlands, darunter Berlin,
Freiburg, Lübeck, Leipzig und München, wurden bereits Stolpersteine von Gunter
Demnig verlegt und erinnern auf der Straße in der Nähe ehemaliger Wohnhäuser an
die Verfolgten des Nazi-Regimes.
Der Verlegung der Stolpersteine sind keine Grenzen gesetzt – sie soll der Erinnerung
möglichst vieler von den Nazis verfolgter. Viele kleine Stolpersteine können an allen
Orten der Stadt die Auseinandersetzung mit den ehemaligen BewohnerInnen wecken
und zugleich auch heute ein Mahnmal für die noch immer vorhandene Ausgrenzung
bestimmter Gesellschaftsgruppen darstellen.
Es hat damals über vier Jahre gedauert, bis alle Hausbesitzer ihre Zustimmung erteilt
hatten, die Steine vor ihrem Haus zu verlegen.
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