Waldschule Luftbild

Waldschule – Mensa- und Pavillonbau sowie Schulhofneugestaltung

In der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am 22. Februar stand im Rahmen der Erweiterung der Waldschule die Vergabe der Planungsleistungen auf der Tagesordnung. Die Rede unsere Fraktion im Gemeinderat für Bündnis90 / Die Grünen hielt Stadtrat Hans Wölz

Bei dem heutigen Beschluss zur Erweiterung der Waldschule geht es um die Vergabe von Planungsleistungen Architektur und Freianlagen.

Dazu sind folgende Erläuterungen, Feststellungen und Gründe für unser Abstimmungsverhalten prägend.

Der bestehende Campus „Waldschule Walldorf“ ist baulich geprägt durch um großen Platz (Schulhof) und darum herum angeordnete Pavillons, Hauptgebäude und Sporthalle. Alle späteren baulichen Maßnahmen z.B. Erweiterung durch einen baugleichen Pavillon und Ergänzung durch einen zweigeschossigen Werkpavillon, der an das Hauptgebäude angebunden wurde, haben diesen großen Platz unberührt gelassen.

Dieser große Platz in der der Mitte der Gebäude ist im schulischen Alltag als Aktions- und Kommunikationsraum für die Schüler von zentraler Bedeutung und hat durch seine Übersichtlichkeit die Beaufsichtigung in den Pausen wesentlich erleichtert.

Die Verwaltung hat in Abstimmung mit der Schulleitung der Waldschule und der Sambugaschule ein Raumprogramm entwickelt, das auch in die Elternvertretung rückgekoppelt wurde.

In einer öffentlichen Sitzung hat der Gemeinderat am 22.06.2021, die Auslobung in der die Wettbewerbsaufgabe ausführlich beschrieben wird beschlossen. Im Kapitel Wettbewerbsaufgabe heißt es: „Ziel des Wettbewerbes ist es, nördlich des Hauptgebäudes der Grund- und Werkrealschule „Waldschule Walldorf“ einen Neubau für die Mensa mit ergänzenden Räumen zu entwickeln.“

Bei der Aufgabenstellung Bauteil Mensa lautet der Text: „Der Bereich Mensa/Ergänzende Räume sollte mit guter Anbindung an das Hauptgebäude in nördlicher Richtung erfolgen.“

Das Preisgericht bestehend aus a) Fachpreisrichtern, die allesamt Architekten sind und b) Sachpreisrichter bestehend aus je einem Mitglied der Gemeinderatsfraktionen und dem Bürgermeister und dem jeweiligen Stellvertreter sowie c) ohne Stimmrecht als Sachverständige Berater der Rektor der Waldschule und die Leiterin der Sambugaschule und ein Vertreter des Elternbeirates hat am 02.12.2021 getagt und 3 Arbeiten mit Preisen versehen. Das Preisgericht hat zwar zum Schluss der Beratung formal einstimmig den 1.Preis (Mensa im Schulhof) zur weiteren Bearbeitung empfohlen. Diese Entscheidung war zuvor in der Beratung umstritten.

Die Aussage vom nicht stimmberechtigten Leiter der Waldschule in der RNZ vom 17.12. 2021 „ich hätte die Lösung im Nordbereich präferiert“ lässt für Außenstehende den Schluss zu, dass er auch in der Preisgerichtssitzung deutlich den 2. Preisträger auf den 1. Platz gesetzt hätte, der die Mensa im nördlichen Bereich vorgesehen hat (LINK: Die Mensa als neues Herz des Schulcampus?). Es ist davon auszugehen, dass seine jahrzehntelange Erfahrung als Schulleiter der Waldschule, der seine Schule und den Schulalltag bestens kennt, ihn zu dieser Stellungnahme veranlasst hat. Wenn man das Ergebnis des Preisgerichts sieht, muss man davon ausgehen, dass seine Argumente als sachverständiger Berater von der Mehrheit des Preisgerichts einfach beiseite gewischt wurden.

Für uns von Bündnis 90 Die Grünen hat mit dem 2. Preisträger ein in Bezug auf Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Energiebedarf ein Planungsentwurf vorgelegen der alle Anforderungen des Wettbewerbs erfüllte als auch von der Schule und ihren Vertretern als optimal angesehen wurde und deshalb als 1. Preisträger hätte gewählt werden müssen. Das Preisgericht hat anders entschieden.

Das Ergebnis des Preisgerichts hat wie ein Paukenschlag auf die Schulgemeinde und den Arbeitskreis Bau der Waldschule gewirkt. In einem Brief an die Stadtverwaltung und die Stadträte haben sie ihre Bedenken zum 1. Preisträger mitgeteilt und ihre Präferenz für eine Umsetzung des 2. Preisträgers zum Ausdruck gebracht.

Die Kritikpunkte am 1. Preisträger konnten in der RNZ nachgelesen werden. (LINK: Eltern kritisieren den Erweiterungsentwurf) Ja sie haben sogar einen Vor-Ort-Termin mit der Stadtverwaltung und Stadträtinnen und Stadträten durchgeführt, um ihre Argumente zu verdeutlichen und ihre Kritikpunkte am 1. Preisträger nochmals zu wiederholen. Mittels Kreide und rotweißen Absperrbändern wurden auf dem Schulhof und im angrenzenden Wald die Ausmaße der neuen Mensa aufgezeichnet, um zum einen den beträchtlichen Verlust an Schulhoffläche sowie den ihrer Meinung nach weitaus geringeren Bedarf an Versiegelung beim Entwurf des 2. Preisträgers zu verdeutlichen. (LINK: Artikel Homepage Elternbeirat). Die Vertreter des Arbeitskreis Bau und die anwesenden Elternbeiratsvorsitzenden mussten dann erfahren, dass all ihre Bemühungen umsonst waren. Aufgrund der Preisgerichtsentscheidung und des VGV-Verfahrens muss der 1. Preisträger entsprechend der Zuschlagkriterien ein Angebot unterbreiten und mit der weiteren Planung betraut werden.

Wir verstehen nicht, wie ein Preisgericht sich mehrheitlich über vom Gemeinderat beschlossene Zielsetzungen in der Auslobung hinwegsetzen kann und die Aufgabenstellung in der Auslobung in Bezug auf das Mensagebäude bei der Ermittlung des 1. Preisträgers keine Berücksichtigung finden konnte. Der Inhalt der Auslobung war der Schule und der Schulgemeinde sehr wohl bekannt.

Wenn Gemeindepolitik ihre beschlossenen und öffentlich kommunizierten Aussagen im Realisierungswettbewerb zur Erweiterung der Waldschule nicht hält, bekommen wir in der Öffentlichkeit ein schwerwiegendes Glaubwürdigkeitsproblem.

Zum Beschlussvorschlag beantragen wir eine getrennte Abstimmung

Dem 1. Punkt Vergabe der Planungsleistungen Architektur an das Büro Baur & Latsch kann unsere Fraktion mehrheitlich nicht zustimmen

Den Punkten 2. Vergabe der Planungsleistungen Freianlagen an das Büro OK Landschaft und 3. Die Erweiterung der Planungsaufgaben Freianlage mit dem nutzungsangepassten Umbau des Innenbereiches des Schulhofes stimmen wir zu.

In selbiger Sitzung trug unser Gemeinderatsmitglied Manfred Wolf noch eine persönliche Stellungnahme vor:

Ich möchte noch eine persönliche Stellungnahme abgeben:

Schlägt man die Walldorfer Rundschau vom 12. Februar 2022 – Schülerbetreuung der Schillerschule, steht dort zu lesen:

„..Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die richtige Kleidung.  – So ist der Fussballkäfig dauerbesetzt, es wird gekickt, gejubelt, angefeuert oder ausgewechselt“….

Was kann man daraus lernen? EIN Platz zum Ballspielen ist eigentlich schon zu wenig.

Und an der Waldschule soll nun erst ein neuer Platz im beaufsichtigungsfähigen Pausenbereich gefunden werden, weil am angestammten die Mensa residieren soll? Selbst wenn das dann gelingt, so wird es dich die Bauphase sicher mind. 1 Jahr traurige Kindergesichter geben, denn es heißt: Achtung – Baustelle im Schulhof!

und im weiteren ist zu lesen:

„Die Fahrzeuge werden auf ihre Schnelligkeit geprüft, und es wird in einem Affenzahn über den Hof gejagt“

Aha, ich schätze, wer so in der Pause seinem dringenden Bewegungsdrang nachkommen möchte, braucht zuvorderst…viel viel Platz.

Selbstverständlich genügt der verbleibende Platz auch beim Sieger des Wettbewerbs den wagen Anforderungen des KM von 1983 von 5m2 pro Kind. Nur wenn man sich ansieht, dass die Waldschule nach meinen Recherchen dann pro Kind danach noch ca. 7m2 pro Kind Pausenhof (und damit ist der beaufsichtigungsfähige Bereich gemeint) hat, während es in der Schillerschule über 10m2  in den zentralen Pausenhofteilen sein werden. War das ein kluge Entscheidung für den Bewegungsdrang der Kinder?

Im schulischen GT-Betrieb ist es auch so, dass die Mittagspause in mehreren Bändern stattfindet. Während die einen draußen Spielen und toben, sollen die anderen beim gemeinsamen Essen auch Ruhe und Gemeinschaft finden. Statt einem Blick in den Wald, nun Sicht- und Lärmschutz um eine Mensa drumherumbauen? 

„Verschattung und Fensterflügel für Ruhe bitte geschlossen halten“ – könnte dann trotzdem die Devise sein.

In der Ausschreibung zum Wettbewerb war ebenso von einer „Durchgrünung des Areals“ und der Schaffung einer „waldnahen Situation“  – letztlich auf für die Schülerinnen und Schüler“ die Rede. Das erstmal 4-5 Bäume mitten auf dem Schulhof gefällt werden müssen, ist dann völlig Surreal wenn man weiß, das es beim Zweitplatzierten etwa nur genau soviele im Norden und damit außerhalb gewesen wären. Schließlich sind hier beiden Erstplatzierten Entwürfe im Bezug auf ihre Nachhaltigkeit gleichwertig.

Was ist war hier nun für mich bei der heutigen Entscheidung abzuwägen? Eine Gebäude so zu erstellen, wie es die architektendominierte Jury beschlossen hat, oder ggf. vom Spruch Abzuweichen, und Regressforderungen entgegenzusehen. Herr Wölz hat das ja bereits beschrieben. Bis zum Aufruf des heutigen Tagesordnungspunktes hätte es m.E. auch die Möglichkeit gegeben, das man sich noch versucht zu einigen, und trotzdem zeitnah zu bauen. 

Das war ja, wie man hören konnte, nicht gewünscht bzw. mehrheitsfähig.

Es steht ja zu erwarten, dass nun dieser Entwurf heute beschlossen wird. Dann werden wie wir alle auch ich das selbstverständlich weiter und positiv begleiten. Vielleicht muss der Bolzplatz an die Stelle der bislang geplanten neuen Fahrradständer, und diese dann weiter nach Außen in den Wald gelegt werden. Herausfordernd wird es nun sicher.

Wie die finanzielle und ökologische Bilanz am Schluss aussehen wird…weiß hier und heute noch niemand. 

Schon heute vermute ich aber, das die Gesamtaufwände in jeglicher Hinsicht nun deutlich steigen werden. Abgerechnet wird am Schluß, das werde ich in monetärer und ökologischer Hinsicht penibelst nachhalten.

Man muss nun aber auch alles erdenkliche versuchen, die pädagogische Situation wieder bestmöglich herzustellen.

Wir hier entscheiden hier jede und jeder nach unserem Gewissen, und das hier als Stadträtinnen und Stadträte.

Mein Gewissen fühlt sich hier in besonderem Maße den Walldorfer Kindern und Jugendlichen verpflichtet. Wenn der Bau wie zu Erwarten steht, mind. 50 Jahre genutzt wird, so werden hier 5000 Kinder zur Schule gehen. Ein Drittel der Walldorfer Bevölkerung. Diesen eine Mensa mitten in den Schulhof zu stellen, ist und bleibt aus meiner persönlichen Sicht ein pädagogischer Schildbürgerstreich erster Klasse!

Vielen Dank.

Verwandte Artikel