Am 31. Januar 2023 beriet und verabschiedete der Gemeinderat die Leitziele der Stadt Walldorf für die Klimaneutralität 2040. Die Rede für die Fraktion Bündnis90/ Die Grünen im Gemeinderat hielt Stadtrat Maximilian Himberger.
Klimatisch gesehen liegt Walldorf schon heute in einer der wärmsten Regionen Deutschlands: Dem Oberrheingraben.
Die ohnehin schon heißen klimatischen Begebenheiten werden durch den Klimawandel in Zukunft noch verstärkt. Das Projekt Loklim – Lokale Klimaanpassung der Universität Freiburg stellt dazu auch konkrete Zahlen für alle Kommunen in Baden-Württemberg zur Verfügung.
Dabei werden drei Zeiträume verglichen: die vergangenen Jahre 1971-2000 als Referenzzeitraum, die nahe Zukunft von 2021 bis 2050 und die ferne Zukunft von 2071 bis 2100. Für Walldorf wird dabei deutlich: Es wird heiß! Während die mittlere Jahrestemperatur 1971-2000 noch 10,6 Grad Celsius betrug, steigt sie den Prognosen zufolge in naher Zukunft auf 11,9 und in ferner Zukunft auf 14,1 Grad Celsius. Die heißen Tage über 30 Grad Celsius nehmen dabei zu von 12 auf 20 und bis zu 42 Tage im Jahr, die Eistage mit Temperaturen bis maximal 0 Grad Celsius hingegen nehmen ab von 11 über 6 bis hin zu nur noch einem Tag im Jahr im Zeitraum 2071 bis 2100. Um nur drei beispielhafte Parameter zu nennen, an denen die Auswirkungen der Klimakrise deutlich werden.
Das Land Baden-Württemberg legt in seinem Klimaschutzgesetz eine Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 fest. Um diese zu erreichen, sind auch wir hier auf der kommunalpolitischen Ebene gefragt. In Anbetracht unserer finanziellen Mitteln hier in Walldorf kommt uns dabei auch eine besondere Verantwortung und Vorbildrolle zu. Wir können hier viele Dinge anstoßen und beispielhaft vorangehen. Einiges haben wir schon auf den Weg gebracht: Mit unserer kommunalen Solar-Offensive leisten wir einen guten Beitrag, um die Energiewende voranzutreiben. Auch die Windenergie haben wir schon im Hinterkopf. Die Klimafolgen haben wir im Blick, indem wir mit verschiedenen Maßnahmen – etwa der Überarbeitung des Landschaftsplans für mehr Grün in und um Walldorf oder der Erstellung eines Hitzeaktionsplans zum Schutz vulnerabler, besonders schutzbedürftiger Gruppen – die Anpassung an die Klimafolgen konsequent angehen. Aber es geht noch mehr!
Heute stehen die Leitziele für Klimaneutralität 2040 auf der Tagesordnung.
Die 11 darin formulierten Ziele decken allen wichtigen Bereiche ab: Energiewende, Verkehrswende, Wärmewende, Natürlicher Klimaschutz durch die Schaffung von CO2-Senken in Forst- und Landwirtschaft sowie – und das darf nicht vernachlässigt werden! – die sozialen Aspekte und die Mitnahme der gesamten Gesellschaft bei den Klimaschutzmaßnahmen.
Die genannten Ziele sind ambitioniert – und das ist auch richtig so! Die Klimakrise findet statt, die Prognosen der Klimawissenschaft sagen uns eine heiße Zukunft mit vielen negativen Folgen voraus. Das zwingt uns zum Handeln. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren und uns mit „Wohlfühlzielen“ zufrieden geben. Vielleicht bedeuten manche Klimaschutz-Maßnahmen etwas mehr Aufwand für uns alle – aber eines ist klar: Eine ungebremste Klimakrise wird absolut kein Zuckerschlecken und ist damit nicht vergleichbar.
Wir von Bündnis 90/Die Grünen stehen daher hinter den von der Verwaltung formulierten Leitzielen für ein klimaneutrales Walldorf 2040 und stimmen der Vorlage zu. Schon in der Formulierung des städtischen Leitbildes hätten wir uns eine deutliche Einbindung des Klimaschutzes gewünscht – aber naja, dann eben so. Hauptsache, die Maßnahmen stimmen und wir gehen diese möglichst zeitnah und konsequent an. Dafür wünschen wir uns einen konkreten Fahrplan und als erste, sehr wichtige Maßnahme, die unsere Arbeit hier im Rat betrifft, bitten wir um das schnelle Angehen des dritten Leitziels: Die klimaschonenden Entscheidungen. Nur, wenn uns die Konsequenz unseres Handelns hier im Rat bewusst wird, können wir einlenken und umsteuern zu noch mehr Klimaschutz. Das funktioniert am besten mit dem verbleibenden CO2-Budget vor Augen. In unserem leider abgelehnten Antrag zum Klimanotstand hatten wir diese Sichtbarkeit der Auswirkungen auf das Klima schon im Jahr 2019 gefordert. Wir hoffen, dass dies nun endlich verwirklicht werden kann.
Die Zeit drängt!
Vielen Dank!
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