Mit dem Imker Günther Martin als Referenten gab es bei der gut besuchten Info-Veranstaltung des grünen Ortsverbandes eine Fülle von Informationen über Bienen und reichlich Gelegenheit für Diskussionen über den Einsatz von Insektiziden, Bewässerungsmaßnahmen oder auch die Waldnutzung. Der Grüne Gemeinde- und Kreisrat aus Ketsch hat seit 35 Jahren Bienen und hat seine Ausbildung zum Imker und Schäfer an der Universität Hohenheim abgeschlossen. Eines seiner zahlreichen Bienenvölker hatte er Tage vorher im Kreisel, Kieselweg/St.Ilgener-Straße aufgestellt. Bienenvölker kann man nachts oder bei Regen an einen anderen Standort bringen, denn da bleiben sie im Bienenstock.
Honigernte ab Ende Mai
Ende Mai kann der erste Honig geerntet werden. Der „Frühjahrblütenhonig“ ist bereit, wenn die Bienen ihre Waben verdeckeln. Doch auch an den umgesetzten Waben ist schon Honig zu erkennen. Als Martin mit einem Werkzeug Druck auf die Wabe gibt, sehe ich den Honig bereits hervorblitzen. Die zweite Honigernte findet im Juli statt, hier bekommt man Sommerhonig, die dritte und letzte wird Anfang August getätigt. Die Augusternte ergibt Waldblütenhonig, da in Wäldern meistens bis zuletzt noch Blumen mit Nektar vorhanden sind.
Auswirkungen des Klimawandels
„Bienen brauchen Blumen und Blüten“, erzählt Günther Martin. Auch der Klimawandel hat Auswirkungen. Wenn es im Sommer zu heiß wird, vertrocknen die Blumen, dann wird es auch für die Tiere schwieriger. Deswegen achten Imker darauf, in den Kästen immer genug Honig zurückzulassen, sodass die Bienen einen Speicher haben
Ab Anfang Juli sieht es meist schlecht aus für die Nektarsammlerinnen, dann ist fast alles verblüht und die Bienen müssen weite Strecken zurücklegen, um Nahrung zu finden. Dieses Jahr sogar schon im Juni, denn die Linden, die als letztes blühen, stehen schon in voller Blüte. Im Herbst sind Fassadenbegrünungen mit Efeu noch einmal eine Bienenweide. Hier können die Tiere Nahrung für den Winter sammeln.
Viel abhängiger von einzelnen Pflanzenarten sind die Wildbienen. Sie ernähren sich oft nur von einer bestimmten Pflanzenart und wenn diese verschwindet, verschwinden auch die kleinen Schwestern der Honigbienen. Sie tragen Namen wie Seiden- und Zottelbiene oder auch Rainfarn-Maskenbiene. Diese wurde gerade zur Wildbiene des Jahres gekürt.
Am Bienenstock, der zeitweise von Ketsch nach Walldorf umgezogen war, erläuterte Günther Martin das Innere eines Stocks. Dass die Bienen heute so „brav“ sind, dass wir Menschen ohne Schutzkleidung nahe an die Bienenstöcke herankönnen, ist eine Folge der Zucht auf Friedsamkeit. Dass diese Tiere sich weniger zur Wehr setzen, begünstigt aber auch die Verbreitung von Schädlingen wie der Varroa-Milbe. Als Folge müssen die Imker Ameisen- und Oxalsäure zur Schädlingsbekämpfung einsetzen, was durch starken Befall geschwächte Bienen nicht überleben.
Sind Wetter und Nahrungsangebot gut, erwirtschaftet ein Volk bis zu 25 kg Honig im Jahr. Dafür fliegen die Tiere bis zu zwei Kilometer weit und das viele Male täglich. Auch um Wasser zu holen. Deshalb sollte man im eigenen Garten auch an kleine Wasserstellen für die Tiere denken.
Dass wir dann im Sommer und Herbst Obst oder auch Raps ernten können, verdanken wir allein den Bienen, Wildbienen, Hummeln und anderen Bestäubern. Denn 80 % der Blütenpflanzen sind auf die fleißigen Bestäuber angewiesen. Ohne Bienen, die anderen Insekten sind dabei gar nicht mitgerechnet, würde der Ertrag bei Äpfeln um 60%, bei Birnen sogar um fast 90 % zurück gehen, so eine Berechnung des Deutschen Imkerbundes.
Ein Grund mehr die kleinen Tiere zu schützen. „Jeder sollte in seinem Garten und auf seiner Fensterbank eine Pflanze haben, die blüht. Am besten mehrere,“ so Günther Martin auf die Frage, was für Bienen getan werden kann.
Zum Schluss konnten die Teilnehmer*Innen noch den von Martin produzierten Honig testen. Schmeckt hervorragend war ohne Ausnahme zu hören.
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