by Max Himberger

Klimakrise hat den Wald fest im Griff

Am 29. November 2022 beriet der Gemeinderat zum Bewirtschaftungs- und Betriebsplan für das Forstjahr 2023 . Die Rede für die Fraktion Bündnis90/ Die Grünen im Gemeinderat hielt Stadtrat Maximilian Himberger.

Wir von Bündnis 90/ Die Grünen danken Ihnen zunächst einmal für die gute Arbeit, die hier im Wald rund um Walldorf geleistet wird! Anfang Mai waren wir als Gemeinderat ja mit Ihnen im Wald und haben uns ein Bild von Ihrer Arbeit machen können. Nicht nur an diesem Tag – bei jedem Waldspaziergang wird auf erschreckende Weise deutlich: Die Klimakrise hat den Wald hier vor unserer Haustür fest im Griff!

Einst dichter Wald wird immer lichter, ein Blick nach oben offenbart viele kahle Baumkronen. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Bäume hier auf unserem ohnehin schon sandigen und trockenen Boden immer schlechter mit lebensnotwendigem Wasser versorgen können. Auch Schädlinge und eingewanderte Arten, sogenannte Neophyten, werden durch die veränderten klimatischen Bedingungen zu einem immer größeren Problem.

Dabei ist der Wald hier vor Ort doch einer unserer wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise! 

Das Bundesumweltministerium hat erst kürzlich einen Entwurf für einen Aktionsplan zum sogenannten „Natürlichen Klimaschutz“ veröffentlicht. Dieser Natürliche Klimaschutz nutzt die Synergieeffekte zwischen Naturschutz, Klimaschutz und Klimaanpassung und zielt darauf ab, natürliche Ökosysteme wie unseren heimischen Wald noch stärker zu schützen. Wälder sind nämlich:

  • Ein Hotspot der Biodiversität! Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten finden auf und in den Bäumen sowie am Waldboden einen Lebensraum. Für den Schutz seltener Lebensraumtypen innerhalb des Waldes – allen voran die offenen Sandrasenflächen auf dem Maulbeerbuckel und dem Reilinger Eck und die sehr seltene sarmatische Steppe – haben wir hier in Walldorf eine ganz besondere Verantwortung!
  • Wichtige Klimaschützer! Denn sie fungieren als Kohlenstoffsenke, indem sie durch Photosynthese das CO2 aus der Luft aufnehmen, es umwandeln und Sauerstoff wieder abgeben. Im immer weiter wachsenden Holz werden die Kohlenstoffverbindungen so gespeichert – deshalb ist vor allem der Schutz alter Baumbestände so wichtig.
  • Ein Rückzugsort bei sommerlicher Hitze! Die Temperaturen im Sommer steigen immer häufiger in Richtung der 40 Grad Celsius Marke. Der kühle und schattige Wald ist dabei gut für unser lokales Klima und bietet einen wichtigen Ort zur Erholung für uns Menschen. Um uns an diese Folgen des Klimawandels anzupassen, müssen wir Rückzugsorte wir unsere heimischen Wälder schützen und bewahren.
Sarmatische Steppe
Maulbeerbuckel

Die Forstverwaltung tut hier schon einiges für den Natürlichen Klimaschutz – Naturverjüngung und Waldnaturschutz sind der Forstverwaltung ein Begriff, auf Forschungsflächen versucht man auch neue Wege zu gehen und auch kreative Ideen, etwa die Errichtung von Hähertischen zur Naturverjüngung in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern, werden verfolgt und verwirklicht. Ein Lob auch dafür, dass immer mehr Totholz im Sinne des Biodiversitätsschutzes im Wald gelassen wird! Das alles ist gut, davon wünschen wir uns noch mehr! 

Auch der Stellenwert der Waldpädagogik hier in Walldorf sucht im Umkreis seines Gleichen. Das Waldklassenzimmer ist seit Jahren eine wichtige Institution. Das Forst-Team und die Waldpädagogin Frau Ehnert leisten sehr gute Arbeit. Nur die Infotafeln zum Wald rund um den Hochholzer See sind allerdings mittlerweile etwas in die Jahre gekommen, teilweise sind sie stark verschmutzt oder stehen beschädigt an der Seite. Es würde sicher nicht schaden, sie mal wieder aufzupolieren und mit neuen Informationen – beispielsweise zum Wald in der Klimakrise – zu versehen. Für den Schutz unserer Wälder braucht es nämlich eine starke Sensibilisierung aller Bürgerinnen und Bürger. 

Dass nicht alle Menschen hier in Walldorf die Schützenswürdigkeit des Waldes anerkennen, zeigen nicht zuletzt die Ausführungen in der Ratsvorlage über den Plastikmüll im Wald oder die Zerstörung sensibler Lebensräume mit seltenen Arten wie zum Beispiel auf dem Maulbeerbuckel durch Mountainbikes oder freilaufende Hunde. Hier wünschen wir uns auch in Zukunft eine Verstärkung der Bildungsmaßnahmen und der Öffentlichkeitsarbeit – denn wenn nicht alle an einem Strang ziehen, können leider auch die größten Bemühungen zum Schutz des Waldes manchmal umsonst sein.

Vielen Dank!

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