Die Allgemeinverfügung des Rhein-Neckar-Kreises, im Südteil Walldorfs den Freigang von Katzen bis
Ende August zu untersagen, schlägt hohe Wellen. Nach den ersten lokalen Diskussionen am Wochenende berichten mittlerweile nicht nur überregionale Medien, weltweit ist vom „Katzen-Lockdown von Walldorf“ zu lesen. Die Grünen in Walldorf bemerken dabei mit Sorge, dass sich der Ton der Diskussion täglich verschärft.
Der Umgang mit bedrohten Tierarten wie der Haubenlerche ist ein sehr komplexes Thema, das nicht nur in Walldorf immer wieder verhandelt wird. Artenschutz ist eine gesellschaftliche Verpflichtung für uns alle, auf europäischer Ebene, im Bund und eben auch lokal. Die Naturschutzbehörde des Rhein-Neckar-Kreises ist dazu nach Bundes- wie EU-Recht sogar verpflichtet. Der Bestand der Haubenlerche ist in Europa in den vergangenen 40 Jahren um 98% zurückgegangen. Wenn wir hier nicht schnell gegensteuern, wird dieses Tier bald aussterben.
Gleichzeitig haben die Halter*innen von Katzen und natürlich auch die Vierbeiner selbst legitime Interessen: Wer schon einmal eine Freigängerkatze im Haus behalten musste, weiß sehr gut, wie sehr das Tier darunter leidet. Die kurzfristige Ankündigung der Verfügung hat es den Halter*innen zusätzlich erschwert, angemessen reagieren zu können.
In diesem Konflikt zwischen Arten- und Tierschutz ist eine transparente, tagesaktuelle und bürger*innenorientierte Kommunikation wichtig.
Wir fordern die Untere Naturschutzbehörde des Kreises dazu auf, diese Kommunikation nicht nur gegenüber Medien, sondern den Betroffenen gegenüber herzustellen. Eine Verfügung in Juristendeutsch reicht nicht aus!
Walldorfer Bürger*innen haben viele Fragen, die auch uns in dieser Woche erreicht haben:
- Wurden wirklich alle milderen Mittel ausgeschöpft?
- Wieso stören katzensichere Zäune die Vögel, direkt angrenzende Baugrundstücke oder stark befahrene Straßen aber nicht?
- Wie viele Brutstätten sind in Walldorf in diesem Jahr bisher gezählt worden?
- Wie sollen freilaufende Katzen zu ihren Halterinnen zurückverfolgt werden?
- Was wird gegen die anderen Bedrohungen der Vögel unternommen?
Die Untere Naturschutzbehörde hat diese Fragen bislang nicht ausreichend beantwortet.
Mangelnde Kommunikation führt aber zu mangelnder Akzeptanz, damit ist auch der Haubenlerche nicht gedient.
In dieser Situation begrüßen wir ausdrücklich eine ergebnisoffene juristische Prüfung. Wir hoffen, dass sie dazu beiträgt, den sich verschärfenden Ton der Diskussion zu mäßigen: Hier streiten Menschen mit guten Absichten miteinander, nicht „Katzenhasser“ gegen „Vogelmörder“!
Abgesehen von der aktuellen Lage möchten wir als Grüner Ortsverband gerne auch den Blick in die Zukunft legen: Was können wir als Gemeinde in Zukunft für den Erhalt der Haubenlerche tun? Wie können Themen wie Wohnungsbau und Landwirtschaft mit dem Erhalt der Biodiversität vereinbart werden?
Wir fordern die Stadtverwaltung auf zu prüfen, ob zusätzliche Flächen wie ein Haubenlerchenfeld nach Vorbild der Storchenwiese schaffbar sind. Wir wünschen uns einen Überblick darüber, wie andere Regionen mit dem Schutz der Haubenlerche und anderer bedrohter Vogelarten umgehen, was wir aus deren Erfahrungen lernen und übernehmen können.
Dass es in unserem schönen Walldorf noch Haubenlerchen und viele andere Wildvögel gibt, die anderswo kaum zu sehen sind, ist ein großes Glück.
Wir hoffen, dass alle Walldorfer*innen dieses Glück auch in Zukunft ohne Groll erleben können.

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