Tierpark Walldorf - Foto: Maximilian Himberger

Tierparkkonzept Walldorf

Die Rede zum Tierparkkonzept in der Gemeinderatssitzung am 26. Oktober 2021 für die Fraktion Bündnis90/ Die Grünen hielt Stadtrat Maximilian Himberger:

Liebe Tierparkbesucher…

Mit diesen Worten wurde man schon vor Jahrzehnten am Eingangstor des Walldorfer Tierparks begrüßt. Mittlerweile steht der Tierpark unter der Leitung der Stadt – und er ist etwas in die Jahre gekommen.

Die Betriebsgebäude müssen dringend erneuert werden und auf einigen der Spielgeräten auf dem Spielplatz habe ich vor gut 25 Jahren als kleiner Junge schon gespielt und seitdem hat sich dort nicht viel verändert.

Wir von Bündnis 90/Die Grünen freuen uns sehr, dass die Verwaltung uns nach einigen Vorgesprächen nun endlich die Beschlussvorlage dazu vorlegt. Wir stimmen natürlich für die Schaffung besserer Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tierpark durch den Neubau des Betriebsgebäudes.

Auch die Ideen zum Spielplatz mit einer pädagogischen Umwehrung des Spielplatzes durch pädagogisch sinnvolle Elemente stehen wir positiv gegenüber. Ganz besonders wichtig wäre uns dabei, dass es sich bei dieser „Umwehrung“ nicht nur um bloße „Wand“ aus Tafeln mit Text handelt, sondern dass auch die Aktivität der Kinder gefragt ist. 

Um eine Störung der Tiere in den Abendstunden zu vermeiden, sehen wir die Schaffung eines separaten Zugangs zum Restaurant ebenfalls als eine sinnvolle Maßnahme an.

Ganz besonders freuen wir uns auf die Schaffung eines Schaubauernhofs. Das wird sicherlich das Highlight des neu gestalteten Tierparks! Mit so einer Einrichtung würde die Stadt – vorbehaltlich der Abstimmung heute im Rat – neben dem Waldklassenzimmer eine weitere tolle pädagogische Einrichtung bekommen, die den Kindern hier in Walldorf zugute kommt. Hier könnten sie lernen, regionale Wertschöpfungsketten nachzuvollziehen und die ursprüngliche Herkunft von Lebensmitteln kennenlernen.

Alte Haus- und Nutztierrassen – Schweine, Rinder, Pferde, Esel, Schafe, Ziegen, Hühner oder Gänse – könnten hier in artgerechter Haltung Teil dieser neuen Hauptattraktion des Walldorfer Tierparks werden. Dazu sind auch weitere Lernbereiche aus dem Spektrum der Landwirtschaft denkbar – beispielsweise wie aus Getreide Brot gemacht wird.

Auch Schau-Bienenstöcke und die Bedeutung von Bienen für die Bewahrung der Artenvielfalt können wir uns in diesem Kontext sehr gut vorstellen. Die Schulen und Kindergärten könnten diesen außerschulischen Lernort sinnvoll in ihren Unterricht und ihre pädagogische Arbeit integrieren und den Kindern mit einem neuen, spannenden Lernort eine willkommene Abwechslung zum Alltag im Klassenzimmer oder den Kindergartenräumen bieten. Gerade in Zeiten von Fertigmahlzeiten hätte so ein Schaubauernhofs sicherlich einen großen pädagogischen Mehrwert.

Bezüglich der Idee, im Tierpark ein Gehege für Erdmännchen zu errichten, möchte ich auf eine Studie der Universität Exeter und des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen verweisen: Diese kam nach einer Untersuchung von Erdmännchengruppen in zehn Zoos in Großbritannien zu dem Ergebnis, dass bei kleinen Gruppen und kleinen Gehegen das Stresslevel erhöht ist, während größere Gruppen und größere Gehege den Tieren gut tun. Die „Erdmännchendichte“ im Gehege spielt laut Studie offenbar keine Rolle.

Leider konnte ich in den online frei verfügbaren Informationen zur Studie keine genauen Daten zur Größe der Gehege finden, jedoch ist davon auszugehen, dass es sich hier im Walldorfer Tierpark in Relation zur Gesamtgröße des Parks eher um ein vergleichsweise kleines Gehege handeln wird, das an Stelle des alten Affenhauses errichtet werden könnte. Wir hätten hier also wahrscheinlich eine eher kleinere Gruppe von Erdmännchen in einem eher kleineren Gehege. Ergo ein durch diese zwei Faktoren erhöhtes Stresslevel der Tiere. Aufgrund dieser Studie und der Tatsache, dass Tiere aus fernen Ländern am besten in ihren natürlichen Lebensräumen leben sollten, sprechen wir von Bündnis 90/Die Grünen uns gegen eine Haltung von Erdmännchen im Walldorfer Tierpark aus.

(Infos zur Studie: https://science.orf.at/v2/stories/2837751/ )

Ebenso lehnen wir auch weitere Tierarten aus Südamerika oder Australien ab – denn neben den unnatürlichen Lebensbedingungen für diese Tiere ist die Haltung in unseren Klimaten meist mit einem erhöhten Energieaufwand verbunden. Eine große Voliere für exotische Vögel und sicherlich auch ein Käfig für die Krallenäffchen müsste mit Wärmelampen oder eine anderen Form der Beheizung ausgestattet werden – das halten wir nicht für sinnvoll.

Als Hauptattraktionen sehen wir stattdessen wie bereits anfangs erwähnt die Aufwertung des Spielplatzes sowie die Errichtung eines Schaubauernhofs mit heimischen Haus- und Nutztierrassen in artgerechter Haltung und einem dazu passenden pädagogischen Konzept. Als sinnvolle Ergänzung dazu regen wir an, die in einer früheren Präsentation des Konzepts vorgeschlagene Idee einer Art Auffangstation für verletzte Tiere – zum Beispiel Störche – und einem Wieder-Auswilderungskonzept etwa in Kooperation mit dem NABU weiter zu verfolgen. 

Den vier Punkten aus dem Beschlussvorschlag – Betriebsgebäude, Spielplatz, Zugang zum Restaurant und Schaubauernhof – stimmen wir vollumfänglich zu. Über weitere Ideen würden wir gerne in naher Zukunft nochmal hier im Rat diskutieren.

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