Gemeinsam mit Förster Gunter Glasbrenner, dem Forstbezirksleiter Philipp Schweigler und der Verwaltungsspitze war der Gemeinderat im Walldorfer Wald unterwegs. An verschiedenen Stellen konnten die derzeitigen Probleme des örtlichen Waldes in Augenschein genommen werden
Unübersehbar für alle Waldbesucherinnen und -besucher ist der überaus große Anteil kranker und absterbender Bäume. In fast allen Bereiches des Forstreviers ist der Waldbestand durch die Trockenheit der vergangenen Jahre schwer zu Schaden gekommen. Hinzu kommen gefräßige Maikäfer, durstige Misteln und aggressive Pilze, die die Bäume, besonders der Hauptbaumart Kiefer, schwer schädigen.
Äste können herunterfallen
Im Wald gilt das freie Betretungsrecht – stets auf eigene Gefahr, weshalb Förster Glasbrenner immer wieder auf erhöhte Achtsamkeit im Wald hinweist: „Im Wald ist mit sogenannten waldtypischen Gefahren zu rechnen. Dieser kritische Zustand unseres Waldes wird sich auch in den nächsten Jahren, aufgrund von Klimawandel, der damit verbundenen Temperaturerhöhung und Trockenheit, kurzfristig nicht erholen.
„Alles Schadholz kann nicht geerntet werden. Waldbilder mit Dürrständern, Kiefern mit roten Kronen und viel Totholz werden in unseren Wäldern eher zum Regelfall als zur Ausnahme werden„, so die Forstleute. Zumindest für die auf lichte Wälder oder totes Holz angewiesenen Tier- und Pflanzenarten sei das eine positive Nachricht. Auf Flächen, auf denen nahezu alle Bäume abgestorben sind und keine natürliche Ansamung von jungen Bäumen („Naturverjüngung“) da ist, werden trockenheitstolerante Baumarten gepflanzt. Das sind zum Beispiel Eichen, Hainbuchen und Feldahorn. Diese sogenannte Kulturtätigkeit ist sehr schwierig und nur mit hohem Aufwand erfolgversprechend, weil neben der Trockenheit auch der Wurzelfraß der Maikäferengerlinge und die Konkurrenz durch Neophyten wie der Kermesbeere den jungen Bäumchen zusetzen. Der Waldumbau durch Anlage von anderen, neuen Kulturen wird hohe Kosten verursachen und nicht auf allen Flächen umsetzbar sein.
Auf großer Fläche jedoch werden die aktuellen Bestände die Grundlage des zukünftigen Waldes sein: Naturverjüngung von Kiefern mit beigemischten Buchen, Hainbuchen und Eichen. Ob sich daraus ein stabiler Wald entwickelt, der an dauerhaft wärmeres Klima angepasst ist, ist derzeit nicht mit Sicherheit zu beurteilen. Die Anpassung an die neuen Klimaverhältnisse kann sowohl durch genetische Selektion, aber auch durch eine physiologische Anpassung – das bedeutet geringere Baumhöhe und größere Wurzelanteile – erfolgen. Unterstützt wird diese Anpassung durch forstliche Eingriffe, die Wurzelwachstum fördern und klimastabile Baumarten pflegen. Unklar ist noch, ob Geschwindigkeit der Anpassung reicht, um die Wälder zu stabilisieren. Weiter ist auch das Ausmaß der Klimaerwärmung offen – die Rasanz der Klimaveränderung ist in der Menschheitsgeschichte einmalig. Deshalb werden erst die nachfolgenden Generationen den Erfolg dieser Maßnahmen in der Rückschau beurteilen können.
Der Wald leidet ganz besonders unter der aufgrund des Klimawandels zunehmenden Trockenheit – die sandigen Böden hier in der Region verschärfen die Problematik nochmals. Aber wir tun hier in Walldorf unser Bestes, um den Klimafolgen entgegenzuwirken und unterstützen unseren Förster dabei, der „nichts Sinnvolles unversucht“ lassen möchte. An verschiedenen Stellen konnte eine erfolgreiche Naturverjüngung beobachtet werden – besonders Eichen werden hier in Zukunft das Bild des Waldes prägen, da sie mit der Trockenheit besser zurechtkommen. Daneben gibt es auch Flächen, auf denen mit neuen Baumarten experimentiert wird – die Forschung hat hier einen großen Stellenwert, es wird eng mit der Forstlichen Versuchsanstalt zusammengearbeitet. Aber auch Schulkinder sind wichtige Kooperationspartner des Försters: So wurde ein Projekt mit sogenannten Hähertischen (Eichelhäher bedienen sich auf selbstgebauten Holztischen an dort abgelegten Eicheln, verstecken sie im Wald und finden im Winter nur noch einen Teil davon – die unentdeckten Eicheln tragen zur Verjüngung des Waldes bei) initiiert, nachhaltige Wuchshilfen aus Holz aufgestellt und natürlich ist auch das Waldklassenzimmer eine wichtige waldpädagogische Institution! Nicht unerwähnt soll außerdem der Waldnaturschutz bleiben: Stolz sind wir in Walldorf auf besonders schützenswerte Bereiche im Wald: Die Waldweide auf den Sanddünen am Reilinger Eck und der besondere Lebensraumtyp der sarmatischen Steppe – ein lichter Kiefernwald auf kalkhaltigen Sandboden.
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