Das ABC zum Laden von Elektroautos

Nachdem das Walldorfer Ladeinfrastruktur-Konzept zum Ausbau von rund 100 Ladestationen bis 2030 vom Gemeinderat beschlossen wurde, erklären wir im fünften Teil unserer Serie die wichtigsten Begriffe rund ums Laden und die Reichweite von Elektroautos:

Die Reichweite eines Elektroautos hängt von zwei Faktoren ab: zum einen der „Größe” der Batterie, zum anderen dem Verbrauch des Autos, also wie viel Energie die Batterie speichern kann und wie viel Energie das Auto auf 100 Kilometer (km) verbraucht. Beides wird in Kilowattstunden (kWh) gemessen.

Mit einer 70-kWh-Batterie und einem Verbrauch von 14 kWh auf 100 km kommt man also 500 km weit. Aber Vorsicht: Die Herstellerangabe zum Verbrauch ist standardisiert und entspricht meist nicht der Realität, genauso wie bei Verbrauchsangaben zu Verbrennern. Das Internet hält aber auch reale Verbrauchserfahrungen bereit.

Strom gibt es überall

Viele haben immer noch Angst, dass das Aufladen des Autos zu lange dauert beziehungsweise man irgendwo liegen bleibt. Daher schauen wir uns dies im Folgenden an:

Das Tolle ist, dass Strom eigentlich überall verfügbar ist, und sei es nur an einer ganz normalen Haushaltssteckdose. Man wird also überall auf der Welt eine Möglichkeit finden, Strom zu tanken. Die Frage ist nur, wie lange dies dauert:

Das hängt von zwei Dingen ab: der Leistung, die die „Steckdose” abgeben kann, und der Leistung, die das Auto unterstützt. Gemessen wird diese Leistung in Kilowatt (kW).

Eine normale Haushaltssteckdose kann 3,68 kW bereitstellen. Das bedeutet, dass man in einer Stunde 3,68 kWh Energie ins Auto laden und in der Batterie speichern kann.

Das Haushaltsstromnetz in Deutschland läuft auf Wechselstrom, abgekürzt mit AC für das Englische „Alternating Current”.

Mit einer Wallbox zu Hause und vielen öffentlichen Ladesäulen kann man mit AC bis zu 22 kW Leistung erzielen. Allerdings können die meisten Autos mit AC nur 11 kW. Eine Wallbox zu Hause mit 22 kW lohnt sicher daher nur in den wenigsten Fällen.

Schnelles Laden auf der Langstrecke

Schnelleres Laden ist dann mit sogenanntem Gleichstrom möglich, auch DC genannt für das englische Wort „Direct Current”. Diese DC-Lader, die man heute vornehmlich entlang der Autobahnen antrifft, werden dementsprechend umgangssprachlich auch als Schnell-Lader, HPC-Lader (High-Power-Charging) oder auch Supercharger bezeichnet.

Mit DC-Ladern sind grundsätzlich Leistungen von bis zu 350 kW möglich, woraus man schließen könnte, dass eine 70-kWh-Batterie komplett in zwölf Minuten vollgeladen werden könnte. Leider ist es etwas komplizierter.

Das Auto unterwegs nie ganz voll laden

Die maximale Ladegeschwindigkeit eines Autos ist abhängig von vielen Faktoren, wie beispielsweise der Temperatur des Akkus. Am wichtigsten ist der Ladestand des Akkus, also wie voll oder leer der Akku bereits ist. Man kann es mit dem Einschenken eines Biers vergleichen, oder besser noch eines Weizenbiers: Zu Beginn fängt man langsam an, geht aber zügig zu schnellem Einschenken über, um dann gegen Ende wieder immer langsamer zu werden, damit der Schaum das Glas nicht zum Überlaufen bringt. Das Auto besitzt dafür ein so genanntes Batterie-Management-System (BMS) – etwas, das ein Handy oder Laptop so nicht besitzt. Das BMS weiß genau, wie schnell das Auto gerade am besten laden soll.

In der Praxis bedeutet dies vor allem zwei Dinge: erstens, dass die vom Hersteller angegebene Spitzen-Ladeleistung (teilweise 250 kW) nur für einen sehr kurzen Zeitraum wirklich erreicht wird. Und zweitens, dass man gerade auf langen Strecken ein Elektroauto eigentlich nie komplett voll auflädt, da die Ladegeschwindigkeit ab 80 Prozent Ladestand so sehr abnimmt, dass man lieber weiterfährt und eventuell noch einen zusätzlichen Stopp einlegt.

Der Ladestand wird übrigens auch manchmal mit „SoC” abgekürzt, was für den englischen Begriff „State of Charge” steht.

Da man natürlich auch nie komplett leer bei einem Lader ankommt, geben heute viele Hersteller die Zeit an, die es benötigt, das Auto von 10 Prozent auf 80 Prozent vollzuladen. Dies bietet eine recht gute Vergleichbarkeit.

Christian Happel für den OV

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