Friedhelm Schwegler

Planung Radwegenetz Rhein-Neckar-Kreis

Ein informativer und kommunikativer Nachmittag beim Grünen Ortsverband St. Leon-Rot. Die Kreisverwaltung hat aufgefordert, im Februar weitere Vorschläge für die Weiterentwicklung des Kreisradwegenetzes einzureichen und die Ortsverbände der Grünen wollen aktiv mitwirken.

Welche Formen der Radverkehrsführung gibt es und was sind die Vor- und Nachteile? Wie ist die Realisierung des Radwegenetzes in der Region organisiert, d.h. wer ist wofür Ansprechpartner? Welche Möglichkeiten gibt es, den örtlichen Radverkehr der zu verbessern, zu fördern und an die anderen Wegenetze anzubinden?

Daher lud der Ortsverband Bündnis 90/ Die Grünen aus St. Leon-Rot Friedhelm Schwegler am Samstag, den 09.02.2019 ein, Licht in die Organisation und Möglichkeiten der Radwegegestaltung zu bringen. Herr Schwegler ist Kartograf und engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich Radverkehrsförderung, Wegweisungen und Radverkehrskonzepte im Rhein-Neckar-Kreis und Umgebung.

Anwesend waren nicht nur interessierte Radler aus St. Leon-Rot und Umgebung , sondern auch Ralf Frühwirt als Grünen-Vertreter im Kreistag, Vertreter der Ortsgruppe Wiesloch-Walldorf des ADFC und ein Vertreter der „Lokalen Agenda 21 – Gruppe Fahrrad“ aus Hockenheim. Alle konnten aus ihren reichen Erfahrungsschätzen mit guten und weniger guten Fahrradverbindungen berichten.

Für die Walldorfer Grünen war Manfred Wolf dabei.

Zunächst erläuterte Herr Schwegler die verschiedenen Möglichkeiten der Radverkehrsführung, vor allem auch im Innenstadtbereich. Die Bandbreite reicht von einfachen Radstreifen über abgetrennte Radwege bis hin zu kompletten Fahrradstraßen, in denen Autos gar nicht oder nur beschränkt zugelassen sind.

Bezüglich der Organisationsstruktur gibt es unterschiedliche Ebenen der Radwegeplanung und somit unterschiedliche Ansprechpartner, deren Ziele sich einerseits überschneiden, deren Vorgaben sich aber auch widersprechen können:

  • Schnellradwegenetz (überregional, bundesweit)
  • Touristische Radwanderwege (z.B. die Kurpfalzroute, die Rheinroute)
  • Landradwegenetz (Baden –Württemberg)
  • Kreisradwegenetz (Rhein-Neckar-Kreis)
  • Kommunales Radwegenetz (St. Leon-Rot, Walldorf etc.)

Ein weiterer Faktor, der die Radwege beeinflusst ist die Definition von „Alltagstauglichkeit“. So mancher Radweg wäre angenehmer durch einen Wald oder eine Flurlandschaft zu führen, verläuft aber anders, um Vorgaben wie „befestigt“, „beleuchtet“, „leicht erreichbar“ zu erfüllen. Schließlich mischen noch projektorientierte Planungskreise wie RadNETZ und RadKULTUR mit, die auch entsprechende Ziele verfolgen. Man sieht also: Die Planung von Verkehrsnetzen auch im Bereich Fahrrad ist vielschichtig.

Ralf Frühwirt wusste zu berichten, dass die Kreisradnetzplanung schon sehr weit fortgeschritten ist und schon mit umfangreichen Verbindungen von Ort zu Ort aufwarten kann, in denen viele Wünsche der Kommunen, Radvereine und von privaten Radlern eingeflossen sind. Vor allem Verbindungen zu Schulen und Industriegebieten (Arbeitsplatz) spielten eine wichtige Rolle. In einer zweiten Runde soll dies jetzt noch weiter optimiert werden. Stichtag für alle Kreisräte, konkrete Maßnahmen einzubringen, ist der 25. Februar, aber auch danach gibt es noch Gelegenheit, für Bürgerinnen und Bürger Ideen beizutragen. Wie z.B. auch für die Radschnellverbindung zwischen Mannheim und Heidelberg wird vom Land eine Öffentlichkeitsbeteiligung mit einer Projektbegleitgruppe organisiert werden.

Für große Diskussion sorgte dann die Machbarkeitsstudie für eine Radschnellverbindung („Fahrradautobahn“) von Heidelberg nach Bruchsal bzw. nach Karlsruhe. Man war sich einig, dass schnelle Verbindungen eher nicht durch Ortsmitten erfolgen sollten, was teilweise aber vom Land zur Auswahl steht. Die Nutzung bereits bestehender Strecken entlang der Bahnstrecke und der Ausbau von noch nicht fahrradgerecht erschlossenen Wegen eben dort fanden in der Runde großen Zuspruch. Ortsnetze könnten an diese Schnelltrassen angebunden werden.

Im weiteren Verlauf spielte dann die kommunale Radnetzplanung in St. Leon-Rot die Hauptrolle. Im weiteren Verlauf spielte dann die kommunale Radnetzplanung in St. Leon-Rot die Hauptrolle. Wünschenswert ist, dass jede Kommune ein eigenes optimiertes Radwegenetz anbietet, das sie möglichst geschickt an die Radwege des Kreises, Landes und Bundes etc. anbinden kann. Ein Ansatz, der auch in Walldorf mit Nachdruck verfolgt werden sollte.

Es folgte noch eine Vorstellung einiger Ideen des Ortsverbandes, wie dies in St. Leon-Rot erreicht werden könnte.

Insgesamt tagte man 3 Stunden und projizierte mit vielen tragfähigen aber auch ungewöhnlichen Vorschlägen eine fahrradfreundliche Zukunft, in der Hoffnung dies auch in naher Zukunft realisieren zu können.

Gut informiert und mit vielen guten Anregungen, auch für Walldorf, endete die Veranstaltung für alle um 19:30 Uhr.

Vielen Dank an den Grünen Ortsverband St.- Leon-Rot für die informative und hervorragend organisierte Veranstaltung. Viele Themen und Anregungen lassen sich 1:1 auf die Walldorfer Verhältnisse übertragen.

Wann, wenn nicht zu Zeiten des „Mobilitätspakts Wiesloch/ Walldorf“ müssen diese Dinge früh diskutiert, und eine wegweisende Fahradwegeplanung für Walldorf und die Region erarbeitet und auch umgesetzt werden. Die Erfahrung zeigt: Wo immer ein gut durchdachtes und möglichst lückenloses Fahradwegenetz etabliert ist, nimmt die Fahrradnutzung auch deutlich zu. Wir glauben, das wäre dann nicht nur ein wichtiger Beitrag für die Umwelt im Sinne der Reduzierung der Feinstaub- und Lärmbelästigung, sondern ein elementarer Schritt, die zu den Hauptverkehrszeiten völlig überfüllten Straßen in Walldorf und Umgebung wieder für diejenigen nutzbar zu machen, die zwingend zu diesen Zeiten auf ein vierrädriges Kraftfahrzeug angewiesen sind.

Wir Walldorfer Grünen werden uns hier natürlich ganz besonders ins Zeug legen. Wer, wenn nicht wir?

Bildnachweis und Text: Grüne SLR/Manfred Wolf

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