Vorstellung Ladeinfrastrukturkonzept Walldorf

Ein Bericht und eine Stellungnahme unseres Ortsverbandes.

Nach fast einem Jahr stellte die MVV Regioplan am 24.05.2022 in einer Online-Veranstaltung endlich ihren Konzeptvorschlag zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Walldorf vor, der von der Stadt in Auftrag gegeben worden war. Neben Mitgliedern der Fraktion und des Ortsverbands der Grünen nahmen sich auch weitere Einwohner Walldorfs Zeit sich über den Vorschlag zu informieren.

Das wichtigste vorab: Der Vorschlag sieht den Ausbau von ca. 90 öffentlichen Ladepunkten innerhalb Walldorfs bis 2028 vor, was ein guter erster Schritt wäre.

Doch es gibt einige Kritikpunkte, sowohl am Vorgehen der Stadt, als auch am Konzept:

Bereits vor ca. einem Jahr hat die Fraktion der Grünen einen Antrag zum Ausbau der Ladeinfrastruktur gestellt (siehe https://kurzelinks.de/mzor) und es war nicht überraschend, dass ein Großteil der damals vorgeschlagenen Standorte identisch im vorgestellten Konzept auftauchen. Warum Stadt und Stadtwerke die letzten 11 Monate nicht nutzten, um wenigstens die Mehrzahl der offensichtlichsten Standorte bereits mit Ladestationen auszustatten, ist völlig unverständlich.

Darüber hinaus unverständlich ist es, dass der MVV Regioplan dieser Antrag der Grünen laut eigener Aussage nicht einmal bekannt war. Das heißt, ein Abgleich der vorgeschlagenen Standorte und ein Gespräch über die Gründe der Vorschläge hat nicht stattfinden können.

Dies muss im Rahmen des Beschlussverfahrens des Gemeinderats dringend nachgeholt werden.

Drei konkrete Kritikpunkte am Konzept

1. Die MVV startet ihre Bedarfsprognose nur mit 130 existierenden privaten E-PKW in Walldorf

Bewusst nicht einbezogen werden die Firmenwagen E-Autos. Zwar ist es richtig, dass ein Großteil der 4300 in Walldorf gemeldeten Elektro-Firmenwagen von nicht-Walldorfer Bewohnern genutzt wird. Dass jedoch gerade die hier in Walldorf wohnenden SAP-Mitarbeiter mit E-Firmenwagen aufgrund der Nähe zum Arbeitsplatz keine SAP-Ladekarte besitzen, daher z.T. nicht an den SAP-eigenen Säulen laden dürfen und somit auf andere Möglichkeiten angewiesen sind, wird ignoriert. Hier müsste also betrachtet werden inwieweit eine erhöhte Ausgangsbasis die benötigten Ladestationen beeinflusst.

2. Das Industriegebiet wird im Konzept absichtlich ausgespart, obwohl hier heute keine einzige öffentliche Ladestation zur Verfügung steht.

Die MVV verweist darauf, dass hier die ansässigen Firmen in der Verantwortung stehen, Merkwürdig nur, dass selbst die dort ansässigen Stadtwerke (eine Tochter der MVV) bis heute weder eine öffentliche, noch eine Ladesäule für ihre Kunden anbietet.

Es wird völlig außer Acht gelassen, dass SAP-Mitarbeiter mit einem privaten E-PKW und solche mit einem Firmenwagen ohne Ladekarte nicht auf SAP-eigenen Parkplätzen laden dürfen. Diese Mitarbeiter haben heute praktisch keine Möglichkeit ihr Auto während der Arbeitszeit aufzuladen. Gerade für Mitarbeiter anderer Standorte, die nur sehr selten an den Firmensitz kommen, ist diese fehlende öffentliche Infrastruktur ein Grund sich noch kein Elektroauto zu kaufen.

Wenn wir als Stadt Walldorf die Elektromobilität insgesamt voranbringen wollen, dürfen wir nicht nur auf unsere Einwohner schauen, sondern müssen auch die hier ansässigen Firmen und ihre Mitarbeiter unterstützen.

3. Schnellladestationen sind nur an größeren Standorten vorgesehen, an denen gleichzeitig auch Platz für langsamere Stationen ist.

Aus unserer Sicht sollten hier andere Kriterien einen größeren Einfluss haben: Gerade in der Nähe von Mehrfamilien-Mietshäusern werden viele Elektroautos die öffentlichen Infrastruktur in Anspruch nehmen müssen. In diesen Ballungszentren werden zu viele Autos sein, um diese nur mit AC-Ladesäulen bedienen zu können. Besser wäre es in diesem Fall alle verfügbaren Plätze mit Schnelllade-Stationen auszustatten, um einen möglichst großen Durchsatz an Autos ermöglichen zu können.

Wir teilen nicht die Aussage der MVV, dass dadurch der Verkehr in diesen Wohngebieten durch weiter weg wohnende PKW-Fahrer zunehmen wird, vorausgesetzt die Infrastruktur in den anderen Bereichen der Stadt wird wie geplant ausgebaut.

Fazit

Endlich scheint es voranzugehen und wir hoffen, dass die nächsten Ladepunkte nun nicht lange auf sich warten lassen werden. Parallel dazu sollten die oben angesprochenen Punkte allerdings in das Konzept mit eingearbeitet werden.

Für den Ortsverband: Christian Happel

Christian Happel

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